Mehr als 80 Straßenbahnen und 28 RegioTrams, die von rund 80 Prozent der Fahrgäste genutzt werden: Die KVG ist in Kassel bereits seit vielen Jahren weit überwiegend vollelektrisch und mit sauberem Strom aus Erneuerbaren Energien unterwegs. Jetzt schlägt sie in ihrem Busbereich ein neues Kapitel auf. Voraussichtlich Ende dieses Jahres wird sie zwölf E-Busse in Betrieb nehmen als ersten Schritt zur Umstellung ihrer gesamten Busflotte auf elektrische Antriebsenergie. Darüber hinaus wird sie moderne Straßenbahnen beschaffen und bereitet ihren Weg zu einem umfassenden Mobilitätsdienstleister mit weiteren Angeboten über den klassischen Betrieb mit Bus und Bahn hinaus.
Platz für Infrastruktur für E-Mobilität im früheren HÜBNER-Werk
Dafür braucht sie Raum für Neues. Zum Beispiel für Lade-Infrastruktur, neue Abstellhallen, angepasste Werkstattkapazitäten. Und als moderner, zukunftsorientierter Arbeitgeber braucht sie auch neue, funktionalere und attraktivere Arbeitsplätze.
Diesen Platz hat die KVG künftig in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihrem Betriebshof Sandershäuser Straße. Die HÜBNER-Gruppe zieht sich nach gut 50 Jahren aus dem Stadtteil Bettenhausen zurück, wo sie sich zum Weltmarktführer für Übergangssysteme in Bussen und Schienenfahrzeugen entwickelt hat, und übergibt der KVG beide Areale mit ihrer Gesamtfläche von fast 20.0000 Quadratmetern. Zwischenzeitlich war das einstige Stammwerk als HÜBNER-Areal in der Agathofstraße 15 Ausstellungsort der documenta fifteen und damit im Sommer 2022 ein wichtiger Anziehungspunkt für Kunstbegeisterte aus der ganzen Welt.
Besondere Partnerschaft von HÜBNER und KVG
„Seit vielen Jahren verbindet HÜBNER eine besondere Partnerschaft mit der KVG. Deshalb freuen wir uns sehr, dass die Mobilität der Zukunft im Kasseler Nahverkehr in unserem einstigen Stammwerk eine neue Heimat bekommt“, sagt Ingolf Cedra, Geschäftsführer der HÜBNER-Gruppe. „Mit innovativen Produkten wollen wir die KVG auf ihrem Weg in die Zukunft weiter begleiten. Es ist unser Ziel, dass wir im Rahmen unserer Partnerschaft gerade im Busbereich gemeinsam neue Ideen erproben und Lösungen entwickeln, die den Nahverkehr auch technologisch auf eine neue Stufe heben. Denn Innovationsgeist ist ein fester Bestandteil der DNA bei HÜBNER.“
Kassels Oberbürgermeister und KVG-Aufsichtsratsvorsitzender Christian Geselle betont: „Das sind wichtige Weichenstellungen für einen zukunftsfähigen ÖPNV in unserer Stadt. Für die KVG eröffnen sich mit den beiden zusätzlichen Arealen neue Perspektiven als moderner und umfassender Mobilitätsdienstleister.“
„Mit Tram und RegioTram verfügt die KVG bereits über eine überragende Quote an E-Mobilität“, erläuterte KVG-Vorstandsvorsitzender Dr. Michael Maxelon. „Diese Expertise werden wir auch in unserer Busflotte anwenden, denn die Bedeutung der Linienbusse im ÖPNV wächst.“ Darauf habe jüngst der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen hingewiesen, indem er den Begriff „Jahrzehnts des Busses“ prägte.
KVG will Attraktivität des ÖPNV steigern
Demnach kann vor allem über Kapazitätserweiterungen und zusätzliche Angebote im Linienbusverkehr die Attraktivität des ÖPNV gesteigert und damit die nötigen Fahrgastzuwächse realisiert werden, um die Klimaschutzziele bis 2030 zu erreichen. „Schienenverkehrsprojekten erfordern in der Regel jahrelange Planungs- und Genehmigungsprozesse“, erläuterte Dr. Maxelon den Zusammenhang weiter. Der Umstieg der KVG auf E-Busse sei vor diesem Hintergrund ein konsequenter Schritt zu einem Linienverkehrsangebot, das die Klimaschutzziele in der Stadt Kassel gerade angesichts des geforderten Zeithorizonts deutlich voranbringe.
Mit dem Erwerb der beiden HÜBNER-Grundstücke geht eine grundlegende Neuorganisation der KVG-Betriebshöfe einher als Drehscheibe für die Busse und Bahnen. Hier befinden sich die Depots der Fahrzeuge, die Werkstätten, die Leitstelle, die Infrastrukturabteilung und viele weitere Bereiche der KVG.
Die beiden Betriebshöfe Wilhelmshöhe und Sandershäuser Straße werden in den kommenden Jahren modernisiert und dafür teilweise umgebaut. Ein Teil der an diesen beiden Standorten beheimateten Aufgabengebiete, wird in den jeweils anderen oder die beiden neuen Standorte in Bettenhausen verlagert.
Während der Betriebshof Sandershäuser Straße umgebaut wird, sollen die zwölf vollelektrischen Busse, auf dem neuen Gelände Sandershäuser Straße 59 abgestellt werden. Dazu gehört auch die Errichtung ihrer Lade-Infrastruktur. Die Werkstätten der Arbeitsgebiete Infrastruktur für u.a. Weichen, Gleise, Haltestellen und elektrische Betriebsanlagen werden von Wilhelmshöhe nach Bettenhausen umziehen. Dies ist erforderlich, um in Wilhelmshöhe Platz für Neues zu schaffen.
Das Gelände Agathofstraße 15 ist während des Umbaus des Betriebshofes Sandershäuser Straße für die Abstellung von Dieselbussen vorgesehen.
Die Neuorganisation des gesamten künftigen Standort-Quartetts wird im laufenden Betrieb geschehen. „Zwei bestehende und zwei neue Betriebshöfe so zu organisieren, dass der tägliche Fahrbetrieb nicht beeinträchtigt wird, wird ein Balanceakt. Wir haben eine Herkulesaufgabe vor uns, auf die wir uns freuen“, lautete Maxelons Ausblick und sein Fazit: „Die nächsten Jahre werden für alle Mitarbeitende der KVG anspruchsvoll und fordernd. Wir bewegen Kassel. Um das weiterhin leisten zu können, bewegen wir uns auch als Unternehmen, um auf künftige Herausforderungen flexibel und schnell reagieren zu können. Mit der Übernahme der beiden ehemaligen HÜBNER-Grundstücke schlagen wir ein neues Kapitel auf für eine starke, zukunftsfähige KVG.“